TIER- UND PFLANZENWELT

Fledermäuse

Verbreitet, aber in NRW dennoch gefährdet: Die Zwergfledermaus, der Däumling unter den Fledermäusen. Foto: Becker
Verbreitet, aber in NRW dennoch gefährdet: Die Zwergfledermaus, der Däumling unter den Fledermäusen. Foto: Becker

Nächtliche Jäger über den Rieselfeldern

 

Unter den Säugetieren sind vor allem die heimlichen und nachtaktiven Fledermäuse interessant, die nahezu alle auf der Roten Liste NRW stehen. Bei Untersuchungen im Zuge des Planfeststellungsverfahrens für den Bau der A 33 wurden 6 Arten in den Rieselfeldern und angrenzenden Bereichen nachgewiesen: Wasser-, Zwerg-, Breitflügel-, Fransen- und Teichfledermaus sowie der Große Abendsegler. Dem Gebiet kommt damit eine regionale Bedeutung für Fledermäuse zu, nicht zuletzt auch für wandernde Arten (wie z.B. die beiden letztgenannten), die hier wie Zugvögel neue Energien für ihre Reise tanken.

Lurche

Knoblauchkröte
Knoblauchkröte

Neues Zuhause für Kröten, Frösche und Molche

 

Durch die Neuanlage vieler Gewässer haben sich die Amphibien stark vermehrt. Sie konnten das Gebiet erst nach Einstellung der Abwasserverrieselung besiedeln. Vergleichsweise häufig findet sich die Erdkröte mit Laichgesellschaften von mehreren Hundert Tieren im Frühjahr. Ebenfalls erfreulich gut haben sich die Wasserfrösche entwickelt, die auf über 500 Tiere geschätzt werden und in der warmen Jahreszeit stimmkräftige Konzerte veranstalten. Neben dem sehr häufigen Teichfrosch, kommen der Kleine Wasserfrosch und der Seefrosch vor. Weiterhin ist der Grasfrosch regelmäßig im Gebiet anzutreffen, ebenso wie der Teichmolch. Bergmolche werden dagegen deutlich seltener gefunden.

 

Das größte Kleinod bildet die in NRW vom Aussterben bedrohte Knoblauchkröte. Sie ist schwer nachzuweisen und wurde zuletzt 1997 in den überstauten Schilfbeeten gefunden. Leider ist seitdem ihre Hauptpopulation im benachbarten Kampeters Kolk so stark zurückgegangen, dass mit dem Verschwinden des letzten Vorkommens dieser Art im Großraum Bielefeld gerechnet werden muss. Ursache für diesen Zusammenbruch dürften die im Kampeters Kolk ausgesetzten amerikanischen Sonnenbarsche sein, die sich dort übermäßig vermehrt haben und die Amphibienbrut fressen. Unser seltenster Froschlurch ist dabei, in Ostwestfalen zu verschwinden, also höchste Zeit etwas für ihn zu unternehmen.

 

Über unterstützende Maßnahmen zum Erhalt der Knoblauchkröte in den Rieselfeldern Windel lesen Sie bitte hier weiter!

Libellen

Die Vierfleck-Libelle ist an pflanzenreichen Teichen weit verbreitet und nicht gefährdet. Foto: Bockwinkel 
Die Vierfleck-Libelle ist an pflanzenreichen Teichen weit verbreitet und nicht gefährdet. Foto: Bockwinkel 

Fliegende Juwelen: Libellen

 

Granatauge, Smaragdlibelle, Prachtlibelle, Adonislibelle – schon die Namen lassen vermuten, dass die Gruppe der Libellen nicht nur etwas Besonderes für zoologische Spezialisten, sondern auch für Liebhaber schöner Farben und graziler Formen darstellt. Die "Sommerboten" lieben zwar die warmen Tage, doch kommt mit der Winterlibelle die erste Art bereits im zeitigen Frühjahr zum Vorschein.

 

Von den etwa 72 in NRW nachgewiesenen Libellenarten wurden in den Rieselfeldern bislang allein 29 Arten beobachtet – das sind nahezu alle jemals in Bielefeld gefundenen Arten. Alle sind gesetzlich besonders geschützt, einige aufgrund ihrer Lebensraumansprüche landesweit gefährdet.

 

Wertvolle Biotope für einige spezialisierte Arten sind die Blänken, die nur zeitweilig Wasser führen und daher keine Fische beherbergen, welche die wasserlebenden Libellenlarven fressen könnten. Hierzu gehören z.B. die Kleine Pechlibelle und die Südliche Binsenjungfer.

 

In relativ sauberen Fließgewässern leben dagegen die Larven der Gebänderten Prachtlibelle – vermutlich entstammen die beobachteten Exemplare dem Reiherbach.

 

Vor allem aber prägen sog. "Pionierarten" die Libellenfauna der Rieselfelder, die besonders die offenen, frisch entstandenen und vegetationsarmen Gewässer lieben, die sich bei Sonnenschein schnell erwärmen: Dazu gehören die Pokal-Azurjungfer, der Große und der Kleine Blaupfeil, das Kleine Granatauge, die Westliche Keiljungfer oder der Plattbauch.

 

Interessant ist hierbei die Ausbreitungstendenz einiger südlicher Libellenarten bei uns, die von warmen Sommern begünstigt werden und so den Klimawandel anzeigen (die genannten Azur- und Keiljungfern, die Feuerlibelle und das Granatauge gehören dazu).

Heuschrecken

Die farbenfrohe Sumpfschrecke kommt nur in Feuchtgbieten vor und ist landesweit stark gefährdet. Foto: Jürgens
Die farbenfrohe Sumpfschrecke kommt nur in Feuchtgbieten vor und ist landesweit stark gefährdet. Foto: Jürgens

Sommerorchester im Grünen

 

Nicht wenig anspruchsvoll sind die Heuschrecken, deren Wiesenkonzert im Sommer den Vogelgesang ablöst. Aufgrund ihrer empfindlichen Ei- und Larvalentwicklung stellen auch sie ganz besondere Anforderungen an das Kleinklima ihrer Lebensräume und sind damit aussagekräftige ökologische Indikatoren. 16 der 52 nordrhein-westfälischen Arten wurden bislang in den Rieselfeldern beobachtet.

 

Die Spanne reicht von Trockenheit und Wärme liebenden Arten der Wegränder und sandigen Magerrasen (wie Feld-Grashüpfer und Verkannter Grashüpfer) über Generalisten (z.B. Gemeiner und Bunter Grashüpfer) bis zu den Feuchte liebenden Arten (Sumpf-Grashüpfer, Sumpfschrecke, Säbel-Dornschrecke). Seit Einstellung der Verrieselung auf den Grünlandflächen und dem Austrocknen des Oberbodens haben allerdings die Bestände der letztgenannten Gruppe deutlich abgenommen. Hochstaudenbewohner wie die Kurzflügelige Schwertschrecke haben dagegen stark zugelegt; ihre Eipakete können in den Pflanzenstängeln gut überdauern.

Schmetterlinge

Die Raupen des Distelfalters leben auf Disteln und Brennnesseln. Als typische Wanderfalter fliegen uns die meisten aus dem Süden zu und kehren im Herbst dorthin zurück. Foto: Biostation
Die Raupen des Distelfalters leben auf Disteln und Brennnesseln. Als typische Wanderfalter fliegen uns die meisten aus dem Süden zu und kehren im Herbst dorthin zurück. Foto: Biostation

Flüchtige Sonnenkinder

 

Wo sind sie geblieben, die zauberhaften Sonnengaukler ("Sommervögel" nennen sie die Dänen in wörtlicher Übersetzung)? Sicherlich sieht man immer noch einige Tagfalter, aber meist sind es Weißlinge und Brennnesselfalter wie Pfauenauge, Kleiner Fuchs, Landkärtchen oder Admiral. Die frühere Artenvielfalt unserer Wiesen, Wälder und Wegränder ist verschwunden, und der Rückgang schreitet immer weiter fort.

 

Einer der vielen Gründe ist das Verschwinden vieler spezieller Nahrungspflanzen, auf die Schmetterlingsraupen existenziell angewiesen sind, u.a. durch Intensivierung der Landwirtschaft mit Düngung, Pestiziden und Grünlandverlust. Auch die Böden der Rieselfelder enthalten noch viele Nährstoffe aus der jahrzehntelangen Verrieselung, aber immerhin wurden bereits 29 Tagschmetterlinge nachgewiesen, wenn auch die meisten nicht gefährdet sind. Ein auffälliger Gast entlang der trockenen Rindenmulch-Wege ist der Mauerfuchs, der auf der Vorwarnliste steht und dessen Raupen weiche Wiesengräser bevorzugen.

 

Die Nachtfalter wurden in den Rieselfeldern noch nicht systematisch untersucht. Lediglich zwei nächtliche Lichtfänge in den Jahren 2001 und 2005 erbrachten eine erste Übersicht. Unter 74 Nachtfalterarten waren immerhin 19 Arten der Roten Liste für NRW vertreten, darunter auch zwei vom Aussterben bedrohte Arten. Dies verdeutlicht das Potenzial der Rieselfelder für bedrohte Spezialisten.

Tierportraits zum download

Das bunte Tagpfauenauge kennt (fast) jeder. Aber sind Sie auch schon der Sumpfschrecke begegnet? Foto: B. Walter
Das bunte Tagpfauenauge kennt (fast) jeder. Aber sind Sie auch schon der Sumpfschrecke begegnet? Foto: B. Walter

Sticht die Wespenspinne?
Wer schreckt wen im Sumpf?
Welche Jungfern leben in den Binsen?

 

Außer Vögeln haben die Rieselfelder noch mehr zu bieten: Lebensarum für eine Vielzahl von Insekten, Amphibien, Spinnentieren u.v.a.m. Insbesondere die Fülle der wirbellosen Tierarten ist noch lange nicht erschöpfend erforscht. Einige wenige Arten stellen wir Ihnen in kurzen Portraits zum Download vor.